Mitte der 1990er-Jahre entstand im Herzen der Großsiedlung Hellersdorf ein neues Ortszentrum, das wie eine komplette Stadt geplant, aber nur in Teilen gebaut wurde. Heute erscheint das Zentrum "Helle Mitte" an manchen Orten noch unfertig und unwirtlich. Es zeugt davon, dass sich Stadt nicht einfach implantieren lässt. Die Stadtwerdung unterliegt vielmehr einer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung.
Temporäre künstlerische Projekte nahmen 2012 die noch unfertigen oder auch fertigen Ecken und Plätze der heutigen City Hellersdorf unter die Lupe. Sie sollten Anstöße für die Weiterentwicklung dieses Stadtraums geben und den Prozess des Stadtumbaus begleiten.
Im Herbst 2011 führte das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf einen offenen Kunstwettbewerb zu diesem Thema durch. Teilnehmen konnten Künstlerinnen und Künstler, die in Berlin leben und arbeiten. Aus 54 eingereichten Entwürfen wählte eine Fachjury sechs Projekte zur Realisierung aus.
Von März bis Oktober fanden die Menschen in ihrem gewohnten Umfeld sowohl stationäre, über mehrere Wochen sichtbare Irritationen, als auch mobile Interventionen, Umzüge und eintägige Aktionen vor, die eine eigene Positionierung herausforderten. Dabei wurden von den Künstlerinnen und Künstlern nicht nur der konkrete Stadtraum, sondern auch übergeordnete gesellschaftspolitische Fragen thematisiert, wie das Verhältnis von Kunst und Werbung oder die allgegenwärtige Überwachung.
Die Menschen waren hierbei nicht nur Zuschauer, sondern konnten und sollten in den Ort oder das Geschehen eingreifen, so bei einer Werbeaktion für die Farben Rot und Grün oder beim Umzug von "Audio-Ballerinas" und "Video-Pfauen", die mit ihren mit Kameras und Mikrofonen ausgestatteten Kleidern Geräusche aufnahmen, verfremdeten und widergaben. An einer musikalisch-tänzerischen Performance wirkten zahlreiche Hellersdorfer aktiv mit.
Der nachgebaute Grundriss eines antiken Wohnhauses verdeutlichte die Nähe zu heutigen Wohnformen und bot gleichzeitig auf dem noch brachliegenden Kurt-Weill-Platz eine Sonnenterrasse zum Ausruhen. Auf dem Alice-Salomon-Platz stand ein "Luftschloss" aus grünen Netzen.
Bis 2015 haben sich einige der von der temporären Kunst berührten Orte komplett gewandelt, wie der Kurt-Weill- und der Kokoschkaplatz. Der Wandel im Hellersdorfer Zentrum geht weiter. Die temporäre Kunst hat hierzu nicht nur Luftschlösser sondern auch Denk-Anstöße produziert.