Das Gartendenkmal des ehemaligen Friedhofs Gotlindestraße ist heute ein Erholungs- und Rückzugsort für das Quartier. Problematisch sind der schlechte bauliche Zustand der Trauerkapelle und der gesamten Anlage sowie deren Zweckentfremdung als Hundeauslauf. Die historisch und ökologisch wertvolle Fläche soll als attraktiver, pietätvoller Freiraum für alle Generationen zu einem Ort der Erholung, Bildung, Begegnung und Besinnung umgestaltet werden. Im Rahmen eines beschränkten Gutachterverfahrens wurde nach innovativen Lösungen für diese Aufgabe gesucht. Die Entwürfe waren vom 11. bis 23. September 2024 im Stadtteilzentrum in der Fanningerstraße sowie auf mein.berlin.de zu sehen. Die Jury entschied sich am 27. September für den Entwurf des Büros gruppe F. Er dient als Grundlage für die Planung der behutsamen Umgestaltung des ehemaligen Friedhofs. Das Gutachterverfahren und die Planung bis zur Bauplanungsunterlage (BPU) werden aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung finanziert.
Der Friedhof, errichtet 1886, enthält noch 271 Grabstätten, einige davon lokalhistorisch bedeutsam, wie Grüfte und Mausoleen aus der Entstehungszeit sowie die Grabanlage des ersten Bürgermeisters von Lichtenberg, Oskar Ziethen. 1971 wurde der Friedhof geschlossen und als Grünfläche umgewidmet. Die ehemalige Trauerkapelle, die beiden Mausoleen sowie drei Viertel der Gräber sind im schlechten Zustand. Die Kapelle soll mittelfristig denkmalgerecht saniert werden, um z.B. die Nutzung als Café oder Ausstellungsfläche zu ermöglichen.
Der Friedhofscharakter mit Alleen aus einheimischen Laubbäumen ist noch deutlich erkennbar und soll es auch bleiben. Das rasterförmige Wegenetz lässt Areale unterschiedlicher Größe entstehen, die zum Teil als Wiesenflächen nutzbar, zum Teil jedoch völlig zugewachsen sind. Ein behutsames Öffnen zugewucherter Bereiche ist unter Berücksichtigung der positiven Aspekte solcher verwunschenen Orte denkbar.
Das Gestaltungskonzept soll klären, wie das Areal stärker in das Quartier einbezogen werden kann. Der ehemalige Friedhof soll für vielfältige Nutzungen geöffnet werden, die im Einklang mit seinem Charakter als sensibles Gartendenkmal stehen. Denkbar sind Flächen für sanfte Bewegung (z.B. Yoga, Qigong, Tanz), für Entspannung, Besinnung und Begegnung. Gefragt sind Ideen zur Vermittlung von Friedhofskultur und Stadtteilgeschichte. Wichtig sind Möglichkeiten der barrierearmen Erschließung mit Rücksicht auf die Topografie und den Baumbestand. Auch die Eingänge sollen im Stadtbild deutlicher hervortreten. Neben der verstärkten Nutzungsöffnung gilt es, die ökologischen Qualitäten des wertvollen Biotops zu stärken. Die Nutzung des sanierten Verwaltungsgebäudes als Ausbildungsstätte wird ebenfalls berücksichtigt.